23. April 2021

Das «Wunder»-Frühchen aus dem Wintersturm

Geboren in der 25. Woche – im Auto – bei historischem Schnee und Eis!

Amari mit ihren Eltern Helen und Abiey Woldemichael zwei Wochen nach der Geburt.

Weite Teile der USA waren im Februar 2021 von extremem Wetter betroffen. Den Südstaat Texas – wo die Winter normalerweise recht warm sind – traf es besonders hart. Und ausgerechnet während der kältesten und stürmischsten Tage wollte ein ungeborenes Mädchen unbedingt schon 3 ½ Monate vor dem Termin zur Welt kommen …

Vorab zum Vergleich: Der geografische Mittelpunkt von Texas liegt auf der Nordhalbkugel gleich weit südlich wie das Tote Meer! Entsprechend ungewohnt und unerwartet sind Temperaturen im zweistelligen Minusbereich und starker Schneefall. Der Winter- und Eissturm von Mitte Februar hat denn in Texas auch Chaos und grosse Schäden verursacht. Der Notstand wurde ausgerufen. Weil das Stromnetz veraltet ist, waren Millionen Haushalte tagelang ohne Elektrizität und Heizung, oft auch ohne Gas und fliessendes Wasser. Mehr als 100 Menschen starben, hauptsächlich durch Erfrieren. Der Sturm geht als teuerste Naturkatastrophe in die texanische Geschichte ein.

«Das sind echte Geburtswehen!»

Winterausrüstung für Autos ist in den Südstaaten der USA ein Fremdwort. Gerade dies wurde Mitte Februar auch für Familie Abiey und Helen Woldemichael, wohnhaft in der Agglomeration der Millionenstadt Dallas, zur besonderen Herausforderung. Oder besser gesagt: Es steigerte noch die Herausforderung, mit der sich die Eltern sowieso schon konfrontiert sahen! Helen war nämlich gerade mit dem dritten Kind schwanger – in der 25. von 40 Wochen – und spürte nun plötzlich schon Wehen!

Wie die TV-Newsportale Today und NewsNation berichten, ging Helen zunächst von unbedeutenden Übungswehen aus. Ihre ersten zwei Kinder hatte sie nach normaler Schwangerschaftsdauer geboren. Doch jetzt wurden die Kontraktionen immer heftiger. Schliesslich musste sie es wahrhaben: «Das sind echte Geburtswehen!» Ihr Mann und sie entschieden also, in die nächste Klinik mit einer Neugeborenen-Intensivstation zu fahren. Das war am 17. Februar. Draussen schneite es wieder. «Ich wurde fast ein wenig panisch», gab Ehemann Abiey im Nachhinein zu. «Die Strassen waren eisglatt.»

«Sie kam einfach heraus»

Bis zur Klinik «Baylor University Medical Center» waren es gut 20 Kilometer. Bei Helen auf dem Rücksitz des Autos wurden die Wehen unterwegs so heftig, dass Abiey den Rettungsdienst anrief. Er gelangte zunächst aber nur in die Warteschleife … Auf halbem Weg zur Klinik konnte Helen die Geburt nicht mehr länger aufhalten. Ihre Tochter «kam einfach heraus, ohne langes Pressen». Und «sie war so unglaublich klein – ich dachte nicht, dass sie es überleben kann!», wird Helen zitiert.

In einem gewissen Schockzustand, liess sich Helen von ihrem Mann und dem inzwischen erreichten Rettungsdienst sagen, was zu tun war: nämlich in erster Linie durch Körperkontakt und volle Heizleistung im Auto dafür sorgen, dass das Neugeborene so warm wie möglich gehalten wird!

«Das ist sehr ungewöhnlich»

So fuhr Abiey dann weiter. In der Klinik wartete schon ein Team von 30 Leuten und übernahm sofort die Pflege des 765 Gramm leichten Frühchens und seiner Mutter. – Und die kleine Amari überlebte es nicht nur, sondern entwickelte sich sehr gut! Schon nach zwei Wochen konnte Dr. Vijay Nama, der Leiter der Neugeborenen-Intensivstation, sagen: «In einem Auto geboren zu werden, wenn es draussen eiskalt ist und keine Hilfe kommt … Es ist also schon erstaunlich, dass es einem Baby, das bei der Geburt keine medizinische Versorgung hatte, so gut geht. Das ist sehr ungewöhnlich.»

Am 2. April berichtete Helen auf Instagram über das «Wunder»-Frühchen: «6 Wochen (nach der Geburt) – und die Kleine gedeiht nach wie vor. Wir hören JEDEN TAG nur positive Neuigkeiten. Wenn mich die Leute fragen, wie es ihr geht, kann ich ehrlich sagen: sie entwickelt sich prächtig!» Amaris Geburtstermin wäre eigentlich der 30. Mai 2021 – jetzt hat sie gute Chancen (und wir wünschen es ihr natürlich), an dem Tag bereits nicht mehr im Spital, sondern schon zu Hause bei ihren Eltern und den älteren Schwestern zu sein.

«Lebensfähige Babys retten!»

Amari ist auch ein schönes Zeugnis vom grossen Lebenswillen winzig kleiner Babys. In der Schweiz werden pro Jahr Dutzende Babys noch nach der 22. Schwangerschaftswoche abgetrieben! Deshalb lanciert der Verein Mamma die eidgenössische Volksinitiative «Lebensfähige Babys retten!», die in einigen Wochen mit der Unterschriftensammlung starten wird. Bitte helfen Sie dann tatkräftig mit!

Texas (29 Mio. Einwohner) und der Lebensschutz

Zuflucht für die Ungeborenen

Am 29. März 2021 hat der texanische Senat mehrere Gesetze angenommen, welche den Schutz der ungeborenen Kinder stärken. Unter anderem sollen Abtreibungen ab dem Zeitpunkt verboten werden, ab dem der Herzschlag des Embryos im Ultraschall nachgewiesen werden kann. Die Gesetze müssen noch durchs Repräsentantenhaus. Schon mehr als 20 kleine Städte in Texas haben sich in jüngster Zeit den Titel «Zufluchtsstadt für die Ungeborenen» zugelegt und Verordnungen angenommen, welche Abtreibungen auf ihrem Stadtgebiet verbieten sollen. In Texas ist 2004 auch die internationale Bewegung «40 Tage für das Leben» entstanden.